Reiseleistungen nach § 25 UStG bilden seit jeher ein ganz eigenes Regime in der Welt der Umsatzsteuer. Bis zur Änderung im Rahmen des Jahressteuergesetzes 2019 galt die Regelung jedoch grundsätzlich nur im B2C-Bereich. Durch die Ausweitung auf den B2B-Bereich sehen sich jedoch viele Unternehmen der Sondervorschrift gegenübergestellt, welche gar keine klassischen Reiseleistende sind. Als Konsequenz bedeutet dies in Kurzform: kein Vorsteuerabzug aus Reisevorleistungen und Anwendung der sog. Margenbesteuerung bei Ausgangsrechnungen.
Dass sich der Ort der Leistung stets danach richtet, wo der leistende Unternehmer seinen Sitz hat, dürfte für viele Unternehmen, welche im B2B-Bereich operieren, neu sein. Im Grundsatz bedeutet dies, dass inländische Unternehmen den Umsatz dort zu besteuern haben, wo sie ihren Sitz haben. Wo die Reise tatsächlich stattfindet, ist grundsätzlich irrelevant. Auswirken kann sich dies u.a. auf die Einstellungen im ERP-System als auch den Verrechnungen gegenüber im Ausland ansässigen Tochtergesellschaften.
Im Rahmen von Reisen kann es zu vielen Einzelleistungen kommen. Diese werden "im Paket" gesamthaft ausschließlich mit 19 % Umsatzsteuer besteuert, selbst wenn diese als Einzelleistung betrachtet lediglich mit dem ermäßigten Steuersatz zu besteuern wären.
Grundsätzlich ist der § 25 UStG nur dann anwendbar, wenn mehrere reisetypische Elemente vom Unternehmer ein- und verkauft werden. Dass mit dem EuGH (Rs. "Dyrektor Krajowej Informacji Skarbowej" vom 29.06.2023 ) eine Verschärfung jedoch insoweit zum Tragen kommt, als dass eine reine Beherbergungsleistung ausreichen kann, um unter die Vorschrift des § 25 UStG zu fallen, macht die Rechtsanwendung im Unternehmen um ein Vielfaches schwieriger.
Einzelleistungen unterliegen grundsätzlich nicht den Regelungen des § 25 UStG bzw. sind nicht in der Bemessungsgrundlage für die Margenbesteuerung zu berücksichtigen. In der Theorie grundsätzlich nachvollziehbar, verkompliziert diese Regelung jedoch die Transparenz und korrekte Umsetzung im Unternehmen, da zumeist eine Vielzahl an Fachbereichen und Organisationseinheiten in die Verwaltung und Durchführung von Reisen eingebunden sind.
Eine rechtssichere Umsetzung ist komplex und bedarf vieler Schnittstellen im Unternehmen. Der Artikel versucht daher, erste Lösungen zu präsentieren und mögliche Schnittstellen aufzuzeigen. Zudem wird auf praktische Probleme im ERP-System als auch Auswirkung auf Kalkulationen im Marketing hingewiesen.